Konsumbarometer zeigt Tiefststände. Liquiditätsengpass durch doppelte Gehälter. „Arbeitsplatz Österreich“ durch Konjunkturpaket sichern.

Handelsverband wiederholt Forderung nach sofortigem Konjunkturpaket: Lohnsteuer- & Lohnnebenkostensenkung prioritär. „Digitaler Aktionsplan Austria“ positiv.

Das monatliche Konsumbarometer des Handelsverbandes weist im April 2020 mit 97,30 den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Erhebungen (im März 2019) auf. Niedriger war die Verbraucherstimmung (93,73) lediglich zu Beginn der Corona-Krise Ende Februar als die Dauer und Intensität noch nicht abschätzbar war.

Österreichisches Konsumbarometer mit historischem Tiefststand.
Hauptgründe für die massive Eintrübung sind die pessimistische Konjunktur- und Einkommenserwartung der Österreicher im Zuge der COVID-19 Pandemie. So lag die Einkommenserwartung hierzulande sowohl im März als auch im April 2020 um mehr als 11 Punkte unter dem Referenzwert – ein historischer Tiefstwert.

„Konsum ist Psychologie und damit ein emotionales Thema. Erst wenn die Menschen Sicherheit ob ihrer Arbeitsplätze und Planbarkeit haben, gehen sie wieder gerne shoppen. Ein Drittel der Kunden kauft in der Krise deutlich weniger, 14 Prozent sogar nur lebensnotwendige Güter. So wichtig die Maßnahmen der Bundesregierung aus gesundheitsbehördlicher Sicht waren, so wichtig ist es jetzt, konjunkturelle Anreize zu setzen und ein Klima der Zuversicht zu schaffen“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Doppelte Gehälter: Auszahlung der Kurzarbeit-Mittel bis Ende der Woche erforderlich.
Diese Woche ist für viele Händler entscheidend. Nachdem die Fixkosten Anfang des Monats bereits fällig geworden sind, kommt der Auszahlung des gleichlautenden staatlichen Zuschusses großes Gewicht zu. Darüber hinaus ist es kriegsentscheidend, dass alle genehmigten Kurzarbeitsanträge (zumindest der Monate März und April) nun auch tatsächlich überwiesen werden, da die doppelten Gehälter jetzt zur Verrechnung gelangen müssen. Zehn Wochen sind vergangen und die österreichischen Firmen verlassen sich darauf, dass das Geld zeitgerecht fließt.

Ein Viertel der Handelsbetriebe ist akut von Zahlungsunfähigkeit bedroht, rund 20 Prozent mussten bereits die Zahl der Beschäftigten reduzieren. Das Problem spitzt sich nun bis Monatsende eklatant zu.

Mit nachhaltigem Konjunkturpaket aus der Krise.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Konjunktur in Österreich einen V-förmigen Verlauf nimmt. Nur ein rascher, staatlich induzierter Impuls aus sinnvollen Maßnahmen führt dazu, dass die Unternehmen sich aus der Krise herausfinanzieren und herausinvestieren können.

Die Einkommenserwartung war im März im Keller, die Anschaffungsneigung hat zuletzt einen Tiefstand erreicht. Die Führungskräfte der Unternehmen verfolgen derzeit das Motto „sparen, sparen, sparen“. Damit es wieder heißt „investieren, wachsen und expandieren“ braucht es Planungssicherheit, wie und wann das Konjunkturpaket wirken wird.

1. Lohn- & Einkommenssteuer senken.
Jenen, die einen Arbeitsplatz innehaben, muss mehr „netto“ vom „brutto“ bleiben, damit der Konsum direkt angekurbelt wird. Daher wiederholt der Handelsverband seine Forderung, die paktierte Steuerreform vorzuziehen.

2. Österreich-Schecks für Geringverdiener anbieten.
Ergänzend sind Österreich-Schecks im Wert von 500 Euro zumindest für jene Personen mit Hauptwohnsitz in Österreich sinnvoll, die im Jahr bis zu 11.000 Euro verdienen.

3. Lohnnebenkosten reduzieren.
Die Lohnnebenkosten müssen deshalb jetzt sinken, weil das der Schlüssel aus der Arbeitslosigkeit und der Kurzarbeit zurück in reguläre Beschäftigungsverhältnisse ist. Unternehmen müssen sich diesen Weg zurück auch leisten können. Kaum wo zahlen Unternehmen so viel an Nebenkosten für Anstellungsverhältnisse, ohne dass es aber den Angestellten selbst verbleibt.

4. Mehrwertsteuer senken.
Die positiven Effekte einer temporären MwSt-Senkung bis Ende 2020 insbesondere in Grenzregionen sind unbestritten, gehen jedoch mit hohen Umstellungsaufwänden einher. Im Gegensatz zu Deutschland hat Österreich allerdings eine geringere Sparquote, eine wesentlich höhere Lohn- und Abgabenquote (die Österreich EU-weit zum Nachzügler macht), daher müssen diese Hausübungen zuerst (oder zumindest parallel) gemacht werden, wenn das Comeback nachhaltig gelingen soll. Darüber hinaus werden die Nachwehen der Krise auch ins Jahr 2021 wirken. Daher sollte eine Senkung langfristig ausgestaltet sein.

Digitaler Aktionsplan: Chancengleichheit im eCommerce als erste Aktion.
Der Handelsverband begrüßt in diesem Zusammenhang den gestern von Wirtschaftsministerin Schramböck präsentierten „Digitalen Aktionsplan Austria“, um die Digitalisierung in Österreich gerade in Zeiten der Krise weiter voranzutreiben.

„Die erste Aktion muss sein, den heimischen Händlern zu mehr Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen, indem digitales Fairplay im eCommerce durch eine Plattformhaftung hergestellt wird, wenn Händler außerhalb der EU keine Steuern und Abfallgebühren für deren Pakete entrichten. Die zweite Aktion sollte eine diversifiziertere Verteilung der staatlichen Mittel sein, damit KMU vom Knowhow und den Kompetenzen der Besten profitieren können“, so Rainer Will abschließend.

Rückfragen & Kontakt:
Handelsverband
Mag. Gerald Kuehberger, MA
Pressesprecher
Tel.: +43 (1) 406 22 36 – 77
gerald.kuehberger@handelsverband.at
www.handelsverband.at

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